Hierzu sprach Sandra Gogrefe in der Stadtverordnetenversammlung vom 30.03.2023. Eine Grundsatzrede für mehr Chancengleichheit in der Grundschule und mehr Familienfreundlichkeit in Gudensberg. Es gilt das gesprochene Wort:
„Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, Sehr geehrte Stadtverordnete, sehr geehrte Frau Bürgermeisterin, sehr geehrte Damen und Herren,
mit der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages für den „Pakt für den Ganztag“ öffnen wir Türen und Tore für eine positive Entwicklung unserer Kinder. Die Chancen, die sich daraus ergeben, sind schier unerschöpflich:
- Im Ganztagsbereich, unabhängig ob bei den Jüngsten in der Kita, später in der Grundschule bis darauf folgend in der weiterführenden Schule, entsteht Zeit und Raum, Kinder mit ihren individuellen Bedürfnissen besser wahrzunehmen, ihnen zuzuhören und auf sie einzugehen.
- Durch Vernetzung und Öffnen von KiTa und Schule können lang- oder kurzfristige Projekte mit Sport- und Kulturvereinen entstehen. Fachleute wie zum Beispiel Landwirte, Handwerker, Imker etc. können Kindern Einblicke in neue Betätigungsfelder gewähren, ihnen wertvolles ökologisches Wissen vermitteln, und sie dabei unterstützen, ein verantwortungsvolles Bewusstsein für die Umwelt zu entwickeln.
- Im sozial-gesellschaftlichen Bereich kann ein Austausch zwischen Generationen stattfinden, sodass Kinder und Senioren gemeinsam interagieren können. Heutzutage haben viele Kinder keine Großeltern mehr in der Nähe und viele Senioren keine Enkelkinder. Eine Zusammenarbeit mit dem Ebenezer bzw. der Tagespflege wäre denkbar.
- In der weiterführenden Schule könnten neben interessenorientierten Projekten, Workshops und Arbeitsgruppen auch Möglichkeiten geschaffen werden, Heranwachsende in ihrer sehr aufreibenden Phase der Pubertät einhergehend mit sozialen, emotionalen sowie psychischen und physischen Schwierigkeiten mit Rat und Tat bei Seite zu stehen. Hier könnten zuverlässige Anlauf- und Beratungsstellen zum Beispiel in Zusammenarbeit mit Jugendamt oder Pro Familia installiert werden, um auf Probleme der Heranwachsenden schnell und effektiv zu reagieren, oder im Bereich Suchtprävention oder Schwangerschaftsberatung beratend für die Heranwachsenden zur Verfügung zu stehen.
- Ebenso könnten junge Menschen beim Übergang in die Berufswelt gezielter unterstützt werden, z.B. beim Finden von geeigneten Praktika oder beim Schreiben von Bewerbungen etc.
- Kinder von zugewanderten oder von Schutzsuchenden könnten intensiver beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützt werden.
Handelt es sich hier um eine Spinnerei oder Utopie, oder um einen reichen, noch nicht entdeckten Schatz an zukunftsweisenden Möglichkeiten für kommende Generationen?
Jedes Kind hat das Recht auf Bildung und Chancengleichheit. Mit der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages für den „Pakt für den Ganztag“ kämen wir dem Ziel, Bildung für alle zu ermöglichen, einen bedeutenden Schritt näher.
Ganztagsbetreuung könnte für viele Kinder eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eröffnen, ohne welche sie sonst abgehängt oder gar ausgegrenzt würden.
Ganztagsbetreuung kann helfen, dass Kinder ein erfüllendes Tätigkeitsfeld und Orientierung für sich finden, anstatt sich in Süchte zu flüchten, weil sie sich nicht gehört oder wertgeschätzt fühlen.
Bildung darf nicht nach der sechsten Stunde aufhören, wenn die Kinder sich selbstüberlassen mit einem oft schweren Päckchen an Hausaufgaben im besten Falle nach Hause gehen, wo sie angemessene Voraussetzungen finden, diese zu erledigen. Leider sind solche Voraussetzungen in der heutigen Zeit bei vielen Kindern nicht gegeben. In einer Ganztagsbetreuung können solche benachteiligten Kinder aufgefangen werden.
Es ist unser Bildungsauftrag, unsere Kinder nach demokratischen Grundzügen zu mündigen Bürgerinnen und Bürger zu erziehen, und wo kann dies besser geschehen, als im betreuten Nachmittagsbereich?
Alle dargestellten Möglichkeiten dürfen nicht an finanziellen Hürden scheitern. Eine gute sinnvolle und konzeptionelle Ganztagsbetreuung erfordert unweigerlich die Freigabe von Ressourcen, sprich ausgebildetes und angemessen bezahltes Fachpersonal, gut ausgestattete Räume und überlegte Beschäftigungskonzepte.
Wie im Sachverhalt dargestellt, entzieht sich die Stadt hier nicht ihrer Verantwortung gegenüber ihren jungen Bürgerinnen und Bürgern, sondern sichert in erster Linie Beschäftigung des nötigen Fachpersonals.
Mit der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages für den „Pakt für den Ganztag“ ermöglichen wir vielen Familien eine selbstbestimmte und flexible Gestaltung ihres eigenen Lebenskonzeptes, indem sie Arbeitszeiten besser wahrnehmen können und ihrer Berufstätigkeit ruhigen Gewissens nachgehen können, weil sie ihre Kinder gut betreut wissen.
Familienfreundlichkeit wurde in Gudensberg schon immer groß geschrieben, ich erinnere hier zum Beispiel an den 3.5.2013, als in der Grundschule Gudensberg der Betreuungsbereich „Kolkiland“ eröffnet wurde, allen voran mit dabei die geschätzte Kollegin Weber, welche damals den Vorstand des Fördervereins der Grundschule Gudensberg inne hatte, und ohne deren Engagement das „Kolkiland“ vielleicht gar nicht entstanden wäre. Schon seit zehn Jahren bezuschusst und unterstützt die Stadt Gudensberg Kinderbetreuung und hat dabei seit je her den Fokus auf Qualität gelegt, sowohl im KiTa- als auch im schulischen Bereich.
Zwar nähmen wir heute ein Defizit von ca. 108.000€ in Kauf, doch würden wir im Hinblick auf die Zukunft, denn das sind die Kinder, einen immateriellen und unschätzbaren Gewinn und nachhaltigen Mehrwert für unsere Gesellschaft erzielen.
Daher begrüßt die SPD – Fraktion den Entschluss zur Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages für den Pakt für den Ganztag.“