Ausnahme von der Veränderungssperre

Jochen Noll
Birgit Kepper

Für die SPD-Fraktion sprachen ebenfalls Jochen Noll (Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses), Birgit Kepper (stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion) und Sandra Kaltbeitzer (Geschäftsfüherin der SPD-Fraktion).

Jochen Noll für die SPD-Fraktion:

"Herr Stadtverordnetenvorsteher, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Es geht heute um die Genehmigung eines Antrages auf Ausnahme von der von der Stadt Gudensberg beschlossenen Veränderungssperre.

Eine Bauherrschaft beabsichtigt einen zweiten Hähnchenstall zu errichten.

Wie sie bereits von meinen Vorredner gehört haben handelt es sich ein Bauvorhaben bei dem die Stadt Gudensberg letztlich keine Chance haben wird dies zu verhindern.

Bei einer Entscheidung ist abzuwägen zwischen dem berechtigten Interesse der Landwirtschaft durch Errichtung eines weiteren Hähnchenstalles und der damit einhergehenden Vergrößerung des Betriebes diesen Betrieb wirtschaftlich weiterzuentwickeln.

Auf der anderen Seite ist aber die Landschaft zu sehen, die durch immer mehr große Tierhaltungsanlagen die außerhalb der Stadtteile errichtet werden verschandelt wird.

Wichtig bei einer Errichtung dieser Stallanlagen ist die Eigenverantwortung des Erbauers zum einen durch moderne Filteranlagen die Luft rein zuhalten und durch Anpflanzungen das Landschaftsbild nicht zu zerstören.

Es ist wichtig einen Konsens zwischen den Interessen der Landwirtschaft und den Bürgern zu finden.

Ich danke ihnen für ihre Aufmerksamkeit."

Birgit Kepper für die SPD-Fraktion:

"Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin überzeugt davon, dass Deutschland es schaffen kann, Fleisch fairer herzustellen, wenn jetzt eine vernünftige Agrarreform seitens der Bundesregierung und der EU in Angriff genommen würde.

Dem vorliegenden Antrag stimme ich nur sehr ungern und mit großen moralischen Bedenken zu. Dennoch ist mir klar, dass eine Lösung für die Themen Gesundheit, Umweltschutz, Tierschutz und Welternährung nicht in einer Veränderungssperre oder einer Ablehnung eines Bebauungsplanes besteht, die der Stadt Gudensberg sogar noch finanzielle Strafen einbringen würde.

Meinen persönlichen Wunsch für die Zukunft möchte ich trotzdem mit Ihnen teilen: FÖRDERT BAUERNHÖFE STATT AGRARFABRIKEN

Uns und unserer Umwelt zuliebe. Danke."

Abschließend der Beitrag von Sandra Kaltbeitzer:

"Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsitzender, sehr geehrte Damen und Herren,

Zunächst ungeachtet dessen, in welcher Art die Abstimmung über den zu fassenden Beschluss ausgehen wird, müssen wir anfangen, abzuwägen, was wir als Bürger der Stadt Gudensberg und der Ortsteile brauchen und was nicht.

Letztendlich entscheidet hier auch das bestehende Verhältnis von Angebot und Nachfrage, was maßgeblich vom Kaufverhalten der Endverbraucher bestimmt wird.

Je stärker die Nachfrage nach Nahrungsprodukten aus technologisierter Herstellung ist, desto mehr müssen wir uns mit der Errichtung derer Anlagen auseinandersetzen, die zur die Deckung der Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus Mastbetrieben dienen.

Verbunden damit müssen steigende Geruchsemissionen hinnehmen und uns gewahr werden, dass gesetzliche Höchst- und Mindestgrenzen von objektiv messbaren Emissionswerten bei Weitem nicht die subjektive Geruchswahrnehmung des Einzelnen regeln können.
Auch sei noch zu erwähnen, dass der Wind, welcher entstehende Gerüche durch die Luft trägt, nicht vor Abgrenzungen oder Gemarkungen anhält, sondern sie darüber hinweg trägt, woher er weht.

Schließlich ist es der Endverbraucher, der die Errichtung von Mastbetrieben forciert oder nicht.

Es liegt im Ermessen jedes einzelnen und mündigen Verbrauchers, woher er seine Nahrungsmittel auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit bezieht. Gerade in und um Gudensberg gibt es vielerlei Möglichkeiten, qualitativ hochwertige Produkte zu moderaten Preisen heimatnah direkt beim Hersteller aus der unmittelbaren Region vor Ort zu beziehen und sicher zu gehen, dass die Produkte aus artgerechter und naturverträglicher Freilandtierhaltung stammen.

Im Hinblick auf die Zukunft müssen wir lernen, uns an ein neues Bild unserer Umwelt zu gewöhnen. Nachkommende Generationen werden immer mehr solcher Maststallbetriebe in der Landschaft wahrnehmen.

Durch mehr Sensibilisierung unter der Bevölkerung im Hinblick darauf, woher die Produkte stammen und wie sie hergestellt wurden, sollte ein neues Verantwortungsbewusstsein dem gegenüber entstehen. Dadurch kann der generelle Trend zur technologisierten Herstellung von Nahrungsprodukten nicht gänzlich aufgehalten aber wenigstens verlangsamt werden.

Trotzdem sollte den Landwirten genügend Wertschätzung für ihre Arbeit entgegengebracht, und gemeinsam Wege und Möglichkeiten gefunden werden, in Dialog zu treten, und die Interessen aller Beteiligten wahrzunehmen und sich auf Kompromisse zu einigen."