Gudensberger Hilfstransporte in die Ukraine

Berichterstattung im Chattengau-Kurier:

20 Tonnen Möbel auf dem Weg nach Schtschyrez –
Gudensberg leistet humanitäre Hilfe für befreundete Kommune in der Ukraine

Rund 20 Tonnen Möbel aus einem Erholungsheim im Harz sind am 8. September von der Stadt Gudensberg auf den Weg in die befreundete ukrainische Stadt Schtschyrez bei Lemberg gebracht worden. Sie werden dort dringend benötigt und sollen künftig in Kindergärten, Schulen und einem Krankenhaus genutzt werden. Zuvor hatten zahlreiche ehrenamtliche Helfer aus Gudensberg, überwiegend Feuerwehrleute und Jugendliche, die Möbel demontiert und für den Transport vorbereitet. Einige Mitarbeiter des städtischen Bauhofes leisteten logistische Unterstützung. Auch Gudensbergs Bürgermeister Frank Börner und sein ukrainischer Amtskollege Myhajlo Brodytsch, der zu Besuch in Gudensberg war, packten in ihrer Freizeit selbst mit an.

Samstagmittag im Erholungsheim der Telekom in Braunlage: Kurz verschnaufen rund 20 verschwitzte Helfer, um in ein Stück Pizza zu beißen und eine Flasche Wasser zu trinken. Viel Zeit für Pause bleibt den ehrenamtlichen Helfern nicht: Die Räume des Heimes müssen ausgeräumt werden, weil die Sanierungsarbeiten in Kürze beginnen. Vor der Tür stehen zwei Sattelschlepper einer Spedition und wollen beladen werden. Bürgermeister Brodytsch konnte die Spedition dafür gewinnen, auf der Rückreise von einer Transportfahrt nach Belgien die Hilfslieferung aufzunehmen und in die Ukraine mitzunehmen. Zuvor hatten ihm die ukrainischen Regierungsstellen grünes Licht für die Einfuhr von 35,7 Tonnen Hilfsgüter gegeben.

„In diesem Jahr beginnt der Viehmarkt für mich erst am Sonntag“, erklärt Bürgermeister Frank Börner in der Pause. Er und mit ihm der Gudensberger Magistrat sah sofort eine Möglichkeit zu helfen, als ihm der Fritzlarer Architekt Christian Gerlach davon erzählte, dass das Erholungsheim im Harz Abnehmer für eine große Menge gebrauchter Möbel sucht. „Für das Angebot waren wir sehr dankbar. Die Möbel sind in einem guten Zustand und werden in den sozialen Einrichtungen in Schtschyrez noch lange ihren Zweck erfüllen,“ schildert Börner. Bei mehreren Besuchen in der Ukraine konnte sich das Gudensberger Stadtoberhaupt selbst ein Bild von örtlichen Lebensverhältnissen machen. Für ihn ist die Hilfsaktion praktische Friedensarbeit und trägt zur Völkerverständigung bei. Froh ist Börner nicht nur darüber, dass mit dem ersten und weiteren geplanten Transporten eine grenzüberschreitende Hilfe geleistet werden kann, auch die Tatsache, dass sich so viele Gudensberger Mitbürger, allen voran die Feuerwehrleute, spontan bereit erklärten, in Braunlage mit anzufassen, motiviere, die Hilfe fortzusetzen.

Da bei der Tour nicht alle Möbel verladen werden konnten, soll in Kürze ein zweiter Transport stattfinden. Dabei können neben den Möbeln aus dem Erholungsheim weitere Gegenstände mitgenommen werden: „Bürgermeister Brodytsch hat signalisiert, dass dort ein großer Bedarf an Möbeln und Geräten, vor allem an Computertechnik und an Ausstattung für eine Gemeinschaftseinrichtung bestehe. Computer gibt es in öffentlichen Einrichtungen nur selten.“ Sein Kollege habe ihm geschildert, dass Mittel gekürzt worden seien und aus der Hauptstadt Kiew kaum noch Gelder fließen. Noch in Braunlage versicherte Brodytsch, dass die Hilfe dort ankomme, wo sie hin solle. Dafür verbürge er sich persönlich. Alle Helfer lud der ukrainische Bürgermeister für das kommenden Jahr nach Schtschyrez ein, um sich vor Ort von der zweckentsprechenden Verwendung der Hilfsgüter zu überzeugen.

Börner richtet daher an die Bürgerinnen und Bürger der Region die Bitte, funktionsfähige Computer und Austattungsgegenstände, die nicht mehr benötigt werden, für eine Hilfslieferung zur Verfügung zu stellen. Anbieter, die solche Geräte oder auch andere geeignete Gegenstände abgeben möchten, können sich an die Gudensberger Stadtverwaltung, Tel. 05603/933-137 (Herr Daniel) wenden.

Am Montagabend setzten sich dann die beiden vollbeladenen LKWs in Richtung Polen in Bewegung, nachdem der deutsche Zoll die Ausfuhr der humanitären Güter freigegeben hatte. Die Fahrtstrecke ist für die drei Fahrer Ivan Mukhin, Vladimir Brodytsch und Andrii Bogdan nichts Außergewöhnliches, wohl aber der Inhalt: „Eine solche Ladung hatten wir noch nie an Bord,“ versichern sie bei der Abreise. Am Donnerstag erreichte die Gudensberger eine positive Nachricht: Die LKWs sind wohlbehalten am Ziel angekommen.