
Ein hochkarätiges Podium diskutierte mit den fast 300 Zuhörerinnen und Zuhörern im Bürgerhaus Gudensberg über die Zukunft der Landwirtschaft in unserer Region. Eingeladen hatte die Stadt Gudensberg. Wieder dabei: Dr. Wilhelm Priesmeier, der agrarpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.
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Pressebericht in der HNA…
Pressebericht auf nh24…
Schon bei unserer Podiumsdiskussion: "Hauptsache günstig? Agrarpolitik und Massentierhaltung – Die Zukunft der Landwirtschaft in der ländlichen Region (SPD-Bundestagsfraktion vor Ort)" in Gudensberg am 27. Juni 2012 war Wilhelm Priesmeier dabei. Er versprach damals nach etwa 2 Jahren gern wieder nach Gudensberg zu kommen und über die Situation in der Agrarpolitik zu berichten. Auf Einladung der Stadt Gudensberg nahm er an der Informationsveranstaltung mit dem Thema Wie sieht die Zukunft der Landwirtschaft und Viehhaltung in unserer Region aus? teil.
Wir hatten schon 2012 einen vollen Saal im Hessischen Hof. Alle Interessengruppen und Parteien waren anwesend. So auch auch bei der Infoveranstaltung der Stadt. Im Bürgerhaus wurde dieses Mal mit fast 300 Zuhörerinnen und Zuhörer diskutiert.
Den Einstieg machte Bürgermeister Frank Börner. Uns ist wichtig, die Menschen grundsätzlich über das Thema Fleischkonsum zu informieren, sagte Bürgermeister Börner schon vor Beginn der Veranstaltung. Aus diesem Grund seien neben der Diskussionsrunde weitere Informationsveranstaltungen geplant. Weiter soll es am 7. April 2014 mit dem Lebensmittelchemiker Udo Pollmer als Gast gehen. Desweiteren ist eine Infoveranstaltung mit der Firma Plukon, Geflügelschlachtbetrieb in Gudensberg, geplant. Hier geht es um die geplante Modernisierung des Schlachtbetriebes.
Rede des Bürgermeisters
Frank Börner erklärte (es gilt das gesprochene Wort):
"Die Landwirtschaft im Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit, Tierschutz und Umweltfreundlichkeit, das ist unser Thema am heutigen Abend.
Immer mehr Betriebe müssen aufgeben, sie sind zu klein, um zu überleben. Welche Rolle spielt der Verbraucher? Der entscheidet doch mit seinem Portemonnaie, wie viel Geld er für Lebensmittel ausgibt, was ihm gute Qualität wert ist.
Ich freue mich sehr, dass sich so viele Bürger unserer Stadt für dieses Thema interessieren. Wir möchten heute mit Ihnen über die Zukunft der Landwirtschaft in unserer Region diskutieren.
Dafür konnten wir kompetente Fachleute gewinnen, an der Spitze den Bundestagsabgeordneten und agrarpolitischen Sprecher der SPD Bundestagsfraktion Dr. Wilhelm Priesmeier, den ich hier zum 2. mal in Gudensberg willkommen heiße.
Ich begrüße außerdem Dr. Bernd Wenck, den Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Schwalm-Eder, Dr. Hans-Gerhard Heil, er ist als Chefveterinär beim Schwalm-Eder-Kreis für die Lebensmittelüberwachung und für die Schlachttier- und Fleischhygiene zuständig und Biolandwirt Michael Lang, er hat einen Milchviehbetrieb in Herbstein im Vogelsberg.
Die heutige Veranstaltung verstehen wir als Start für eine Reihe von Informationsabenden, an denen wir mit Ihnen, unseren Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen möchten. Deshalb freut es mich, dass auch viele unserer Stadtverordneten heute hier sind, an der Spitze Stadtverordnetenvorsteher Walter Pippert.
In der nächsten Informationsveranstaltung werden wir die Themen Schlachtung und Fleischkonsum aufgreifen, denn ähnlich wie beim Höfesterben gibt es ja auch immer weniger Weiterverarbeitungsbetriebe für landwirtschaftliche Produkte.
Ich erinnere nur daran, dass es selbst in Gudensberg mal eine Molkerei gegeben hat. Eine Metzgerei, die noch selber schlachtet, sucht man mittlerweile in Gudensberg vergebens und von Hausschlachtungen wissen nur noch die Älteren unter uns zu berichten.
Gudensbergs größter Arbeitgeber ist ein solcher Weiterverarbeitungsbetrieb, nämlich ein Geflügelschlachthof. Um ihn dreht sich die aktuelle Diskussion über Massentierhaltung und Tierschutz. Ab welcher Größe spricht man von Massentierhaltung und ist wirklich der Schlachthof dafür verantwortlich? Dieser Betrieb wurde in den 70er Jahren von dem Gudensberger Landwirt Gerhard Köcher aufgebaut, ist gewachsen und konnte im Konkurrenzkampf nur durch Erweiterung und Modernisierung der Produktion bestehen.
Der Betrieb wurde letztes Jahr von der Fa. Plukon, einer der größten europäischen Geflügelfleischverarbeiter, gekauft.
Der neue Eigentümer hat gegenüber der Stadt erhebliche Investitionen angekündigt, um den Standort Gudensberg zu modernisieren und zu sichern. Daran hängt immerhin das Schicksal von rd. 300 Mitarbeitern und 22 Lebensmittelkontrolleuren, davon rd.
50 aus Gudensberg.
Vom Betriebsrat habe ich erfahren, dass inzwischen auch die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter wesentlich verbessert wurden. Das Lohnniveau liegt über dem gesetzlichen Mindestlohn, den auch Leiharbeiter erhalten. Das war nicht immer so.
Die Fa. Plukon hat mir mitgeteilt, dass sie im letzten Jahr bereits 4 Mio in neueste Technische Anlagen investiert hat und in diesem Jahr weitere 3,5 Mio Euro vorgesehen sind, davon rd. 1 Mio Euro in eine neue Abluftreinigungsanlage zur Vermeidung von Geruchsemissionen. Aus Sicht der Stadt Gudensberg und unserer Bürger ist das eine überfällige und unverzichtbare Maßnahme.
Außerdem soll die Produktionskapazität erhöht werden, allerdings nicht durch bauliche Erweiterungen, sondern ausschließlich durch technische Modernisierungsmaßnahmen, durch Optimierung der innerbetrieblichen Prozesse, durch die Verlagerung von Schlachtkapazitäten von anderen
Standorten des Unternehmens und durch Erhöhung des Schlachtgewichtes der Tiere.
Neu gebaut werden solle lediglich eine Halle zur Lagerung von Schlachtabfällen.
Angestrebt wird zukünftig eine Verarbeitungskapaziät von bis zu 250 t täglich,
gegenüber z.Zt. 125 t. Dafür ist eine Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz erforderlich, die demnächst beim Regierungspräsidium beantragt werden soll.
Mit der Betriebsleitung habe ich vereinbart, dass die Planungen unseren Bürgerinnen und Bürgern detailliert in einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt werden, voraussichtlich im April dieses Jahres. Es wird also zeitnah einen gesonderten Informationsabend nur zu diesem Thema geben.
Fest terminiert haben wir außerdem eine Veranstaltung am 07.04.2014 zum Thema Fleischkonsum. Dafür konnten wir den Lebensmittelchemiker Udo Pollmer gewinnen. Ich halte es für sehr wichtig, über dieses Thema
nachzudenken. Denn letztlich entscheidet jeder einzelne von uns durch sein eigenes Einkaufs- und Konsumverhalten, auf welche Art und Weise und in
welchen Mengen Fleisch auf den Markt kommt.
Die Moderation des heutigen Abends übernimmt nun Herr Helmar Pflock. Er begleitete schon in der Vergangenheit die Agendaprozesse in Gudensberg. Herr Pflock, Ihnen schon einmal im Voraus ganz herzlichen Dank für Ihr Engagement."
Soviel zum Einstieg in den Informationsabend. Unten finden Sie die Presseberichterstattung angefügt.
Die SPD-Fraktion in Gudensberg hat zudem eine eigene Position zur Entwicklung und den Folgen der Intensivtierhaltung angekündigt.