Die Zukunft der Landwirtschaft in der ländlichen Region

Von links: Unter der Moderation von Michael Höhmann diskutierten die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Hessen, Jeanette Lange, Bürgermeister Günter Jung aus Wabern, der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes in Schwalm-Eder, B

Podiumsdiskussion zum Thema Massentierhaltung

Gudensberg. Es war eng im Hessischen Hof in Gudensberg. Viele drängten sich in den Raum, um die Diskussion zum Thema “Hauptsache günstig? Agrarpolitik und Massentierhaltung” auf dem Podium zu verfolgen. Im ländlichen Raum ist das Thema Massentierhaltung aktueller denn je. Die zunehmenden Anträge für Hühner- und Schweinmastställe in der Region beschäftigen die Menschen. Das zeigte die Resonanz der Veranstaltung.

Bernd Wenck als Vertreter der Landwirtschaft im Kreis verwies auf die unternehmerische Freiheit der Bauern und deren notwendigen Betriebsgröße, um Größenvorteile nützen zu können. Nur noch große Betriebe können überleben, auch da Hygiene-Anforderungen teuer seien. Zudem müsse die Nachfrage an günstigem Fleisch gedeckt werden. Seiner Ansicht bieten landwirtschaftliche Großbetriebe den Landwirten eine Perspektive, ihre Existenz zu sichern und nur so generationenübergreifend Betriebe erhalten werden können. Deutlich wurde aber mit den Ausführungen der Sprecherin der bäuerlichen Landwirtschaft, Jeanette Lange, auch, dass viele Landwirte in ihrer wirtschaftlichen Zukunft verunsichert sind und nach tragfähigen Alternativen für Ihren Betrieb suchen. Allerdings war sich die Diskussionsrunde darin einig, dass hier eher Marktnischen bedient werden.

Zum Thema Krankheiten, Keimen und Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung waren die anwesenden Tierärzte Jeannette Lange und Dr. Wilhelm Priesmeier gefragt. Eine Erhöhung des Viehbestandes führe auch zu einem erhöhten Einsatz von Medikamenten – unter anderem auch Antibiotika, sagte Lange. Priesmeier warnte davor, Ängste zu schüren. Die Größe eines Betriebes und die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens von Erregern stünden in keinem Zusammenhang, darin war er sich mit Wenck einig. Man dürfe den Verbrauchern damit aber keine Angst einjagen. Reinhard Nagel, Biobauer im Twistetal und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft betonte, dass es entscheidend sei, dass man sich richtig um die Tiere kümmere. Er setze auf seinem Hof bereits seit Jahren keine Antibiotika mehr ein. Priesmeier sieht dringenden Handlungsbedarf, hier müssten Leitplanken eingezogen werden, forderte er. Es seien Bedingungen zu schaffen, die auch kleine Betriebe wirtschaftlich arbeiten lassen.

Jung forderte mehr kommunale Mitsprache- und Mitbestimmungsrechte bei Standortfragen landwirtschaftlicher Großbetriebe. Bei diesen privilegierten Bauvorhaben im Außenbereich könne die Kommune nur ungenügend eingreifen. Das baurechtliche Privileg sollte für gewerbliche Tierhaltungsanlagen fallen, die in keinem räumlich-funktionalen Zusammenhang mit einem landwirtschaftlichen Betrieb stünden. Dr. Franke verwies auf die kommunalen Einflussmöglichkeiten. Bei den privilegierten Vorhaben fände eine Abwägung so statt, dass gemäß Baugesetzbuch von einer Zulässigkeit des Vorhabens auszugehen sei, also wirklich gewichtige öffentliche Belange entgegenstehen müssen, um solche Bauvorhaben im Außenbereich zu verhindern. Aber die Steuerungsmöglichkeiten der Kommunen müssten gestärkt werden, um die regionale Konzentration von Großmastanlagen zu begrenzen.

Am Ende der Veranstaltung fassten Priesmeier und Franke die Diskussion zusammen. Ein Gegeneinander führe nicht zum Umdenken, sondern nur gemeinsam könne man das Problem lösen, Dazu müsse die Politik Rahmenbedingungen schaffen, damit eine nachhaltige und auch ökologische Landwirtschaft ausgebaut werden könne. Sie versprachen die Ergebnisse und Forderungen mit in die Bundespolitik nach Berlin zu nehmen. Darin läge die Zukunft der Landwirtschaft, die Tier- und Umweltschutz, Lebensmittelsicherheit und Ernährungssicherung miteinander verbindet, aber auch im europäischen Wettbewerb leistungsfähig bleibe, wie Wenck forderte.