
"Herr Stadtverordnetenvorsteher, meine Damen und Herren,
sowohl als auch, könnte ich meine Rede überschreiben. Oder: das Eine tun, aber das Andere nicht lassen. Denn einerseits besteht ein Bedarf an Bauplätzen. Andererseits ist unsere oberste Priorität in der Stadtentwicklung, sich künftig vorrangig auf die Innenentwicklung und Bestandssanierung zu konzentrieren, statt weitere Neubaugebiete auf der Grünen Wiese zu erschließen. Einen Meilenstein in dieser Entwicklung setzen wir mit dem Förderprogramm Leben im Stadt und Ortskern, über das wir im Anschluss beraten werden.
Es gibt aber einige Gründe, weiter aber behutsam Bauplätze zu erschließen und anzubieten.
Sicher ist da zunächst der fiskalische Aspekt. Aus dem Grundstücksverkauf resultieren Einnahmen, die die Stadt besserstellen. Die Baupolitik ist eines der Markenzeichen Gudensberger Kommunalpolitik und hat wesentlich zur positiven Finanzsituation der Stadt beigetragen. Die Stadtverwaltung ist in der Lage, die Erschließung eigenständig zu planen und zu realisieren. Während andere Kommunen diese Aufgaben zum großen Teil outgesourced haben, hat unsere Stadtverwaltung die Kompetenzen ausgeweitet.
Wir wirken auch der demografischen Entwicklung entgegen. Es ist uns stets gelungen, junge Familien anzusiedeln. Damit sichern wir wichtige Einnahmen aus der Einkommensteuer sowie Zuweisungen aus dem kommunalen Finanzausgleich. Das Grundsteueraufkommen steigt.
Die gute Nachfrage beweist zudem, dass Bauplätze in Gudensberg begehrt sind. Wenn auch nicht mehr ein run auf die Grundstücke verzeichnet werden kann, es zeigt sich, dass es attraktiv ist, in Gudensberg zu wohnen. Die moderne Infrastruktur, die hervorragende Daseinsvorsorge, die Gemeinschaftseinrichtungen und zunehmende Freizeitangebote, das wohnortnahe Schulangebot und vieles mehr sorgen für diese Attraktivität.
Nun ist aber auch für uns die Ressource Boden nur endlich vorhanden. In den Stadtteilen sind bis auf wenige Ausnahmen die Bauplätze verkauft. Eine Neuausweisung von Baugebieten ist nicht vorgesehen und wohl auch kaum noch möglich. Bleiben die mit bester Voraussicht geplanten Bebauungsmöglichkeiten zwischen Gudensberg, Maden und Obervorschütz. Diese werden uns noch auf lange Sicht mit Bauplätzen versorgen.
Und das ist gut so, denn wir möchten den jungen Menschen in Gudensberg, unseren Kindern, die Möglichkeit bieten, ein eigenes Haus in Gudensberg zu bauen und eine Familie zu gründen. Tun wir das nicht, werden viele junge Menschen nach und nach dem Heimatort den Rücken zukehren.
Darüber hinaus sichern wir die Auslastung der vorhandenen und vorgehaltenen Infrastruktur. Wir sichern die Kinderbetreuungsangebote und den Schulstandort. Wir wollen Einschnitte in das bestehende Qualitätsniveau öffentlicher Leistungen vermeiden. Wir wollen eben nicht die öffentliche Daseinsvorsorge einschränken.
Herr Stadtverordnetenvorsteher, meine Damen und Herren,
mit dem Aufstellungsbeschluss wird zunächst nur Baurecht geschaffen. Das Erschließungskonzept sieht vor, schrittweise Baurecht zu schaffen und nach Bedarf Baugrundstücke zu erschließen."